Innere Bilder statt Kalorienzählen

Klara hat sich viel vorgenommen. Zehn Kilo in drei Monaten will sie abnehmen, um pünktlich zu den Sommerferien mit ihrer Bikinifigur zu glänzen. Dieses Ziel fest im Blick sollte Ansporn genug sein, glaubt sie. Doch der Wille allein reicht nicht, um ehrgeizige Pläne wie eine strenge Diät durchzuhalten.

 

Unterbewusstsein steuert die Motivation

 

Wichtiger als ein Ziel zu formulieren, ist es, eine Vision zu entwickeln. „Ziele sind eher abstrakt und kognitiv verankert, das heißt vernunftbezogen“, erklärt Hugo M. Kehr, Motivationspsychologe an der TU München. Visionen und innere Bilder dagegen gehen tiefer. Sie sind den Zielen überlegen, weil sie starke Motive in unserem Unterbewusstsein ansprechen und dadurch Emotionen auslösen.

 

Insgesamt unterscheiden Psychologen drei unbewusste Hauptmotive, die unser Handeln bestimmen: das Machtmotiv (andere Menschen beeinflussen, im Mittelpunkt stehen), das Anschlussmotiv (andere Leute kennenlernen, Freundschaften schließen) und das Leistungsmotiv (eigene Kompetenzen verbessern).

Es ist das Machtmotiv, das Klaras Wunsch nach der Bikinifigur anregt: Sie will abnehmen, weil sie glaubt, dann attraktiver und strahlender auf andere zu wirken. Eine dazu passende Vision ist das innere Bild, wie sie schlank – und von allen bewundert – am Strand entlang spaziert. „Wenn sich Klara diese Vision vor Augen führt, dann hat das sogar einen messbaren Effekt“, sagt Kehr. Der Psychologe konnte in Studien nachweisen, dass unter Frauen mit Machtmotiv der Testosteronspiegel deutlich ansteigt, wenn sie eine adäquate Vision entwickeln. Durch den hormonellen Effekt sind diese Frauen mehr auf Konkurrenzkampf und Wettbewerb aus – und erreichen leichter ihre Ziele.

 

Vision muss innerem Bedürfnis entsprechen

 

Ob Visionen motivieren oder nicht, hängt entscheidend damit zusammen, ob sie mit den unterbewussten Motiven übereinstimmen. Wen im Gegensatz zu Klara nicht das Machtmotiv, sondern das Anschlussmotiv leitet, der sollte ein dazu passendes inneres Bild herauf beschwören – und sich beispielsweise vor seinem inneren Auge ausmalen, wie er als Teil eines Volleyballteams Gemeinschaftsgefühl und Sport erlebt.

 

Menschen, die das Leistungsmotiv antreibt, beflügelt vielleicht die Vorstellung, den eigenen BMI zu senken

 

Mentale Bilder sind nicht nur etwas völlig Individuelles und Persönliches – sie müssen auch realistisch und machbar sein. „Sind Bilder nur Utopien, verlieren sie ihre Wirkung und haben sogar eher den gegenteiligen Effekt, weil sie entmutigen“, sagt Kehr. Deshalb ist sinnvoll, Familie und Freunden von den inneren Bildern zu erzählen, sich Gleichgesinnte zu suchen oder die Vision schriftlich festzuhalten.

In den inneren Bildern nur zu schwelgen, ist zu wenig. „Das Bild muss zu konkreten Maßnahmen führen“, sagt Kehr. Wer sich beispielsweise entschlossen hat, mit dem Volleyballspielen anzufangen, um überflüssige Pfunde zu verlieren, der sollte alle dazu nötigen Schritte visualisieren: die Fahrt nach der Arbeit zum Training, wie es sein wird, die neue Sporthose anzuziehen und sich den anderen vorzustellen. Dazu gehört aber auch, sich möglichen Hindernissen zu stellen. Und sich beispielsweise auszumalen, wie es sein wird, die Sporthalle zu betreten. Vielleicht starren einen die anderen an, vielleicht fühlt man sich komplett unsportlich und untalentiert.

 

Emotionen als Wegweiser

 

Die positiven aber auch die negativen Emotionen, die während der Visualisierung entstehen, sind wichtig. „Die angenehmen Gefühle erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Handlungsplan klappt. Die negativen zeigen die Stellen auf, an denen man scheitern könnte“, sagt Kehr. Negative Gefühle seien gute Prädiktoren dafür, warum Ziele misslingen, deshalb ist es wichtig, bereits im Vorfeld zu erspüren, woran man scheitern könnte. Wer sich beispielsweise voller Schreck alleine in der großen Sporthalle sieht, der könnte sich zum ersten Training von einem Freund begleiten lassen.

 

Visionen helfen somit dabei, die persönlichen Bedürfnisse nicht dem Ziel unterzuordnen – und führen deshalb auch langfristig zum Erfolg.

 

Viel Spaß mit Euren Visionen, Euer Peters Welt Team

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